Im Jahr 2003 gebaren die Diskussionen um den Kulturpalast in Pläne gegossene Vorstellungen, welche eine akute Gefährdung dieses Bauwerkes darstellten. Ein Gute Handvoll Dresdner war davon so bürgerbewegt, dass sie sich zu einer Initiative zusammenschloss, um den Ganz- oder Teilabriss des Gebäudes verhindern zu helfen. Hauptziel war es, eine Plattform zu schaffen, um Informationen der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Nun schreiben wir das Jahr 2006. Der Kulturpalast wird teilsaniert. Teile der Fassade wurden bereits aufgefrischt. Die Zukunft als Konzert- und Veranstaltungsort und als solitäres Zeugnis der Baukunst scheint gesichert. Wir beobachten skeptisch und wachsam die Dinge, die da kommen...
Inzwischen widmen wir uns wieder verstärkt unseren broterwerblichen und reproduktiven Interessen. Diese Homepage werden wir aber noch einige Zeit bestehen lassen, jedoch nur noch als passive Informationsquelle. Das sehr interessante Forum ist somit nur noch ein Zeugnis der Aufgeregtheit der Diskussionsführung.
Hingewiesen sei aber bereits jetzt auf den Sommer 2006. Da plant DAS Kulturforum im Rahmen des architektursommers_dd eine Veranstaltung zur Zukunft des Kulturpalastes.
In Dresden wird über den Abriss,
Erhalt oder den Umbau des Dresdner Kulturpalastes gestritten. Die 2003 im Stadtrat
vorgestellten
Pläne für die Bebauung des Areals bedeuten einen Teilabriss des Gebäudes.
Der Kulturpalast, ein eigenständiges Zeugnis der Nachkriegsmoderne in Dresden,
würde umbaut und als Solitär verloren gehen.
Das Gebäude setzte zu seiner Zeit architektonische Maßstäbe und war Ausdruck
einer selbstständigen Baupolitik dieser Stadt.
Als jahrzehntelange Spielstätte der Philharmonie ist der Kulturpalast zudem
eine identitätsstiftende kulturelle Einrichtung geworden.
Er bildet einen zentralen Punkt im Dresdner Musik- und Kulturleben.
Thesen:
Ein wichtiges Etappenziel stellt der Stadtratsbeschluss vom 25.11.2004 dar. Die Stadträte haben einstimmig beschlossen, dass der Variante 2 (Sanierung und Erhaltung des vorhandenen Kulturpalastes) fortan der Vorzug zu geben ist und alle Aktivitäten bezüglich Variante 1 (Umbau und Umbauung Kulturpalast nach dem Entwurf der Sachsenbau) einzustellen sind.
Das Büro G.N.b.h. Architekten hat einen Bebauungsvorschlag erarbeitet, welcher unsere Thesen widerspiegelt und weiterentwickelt.
Variante
1 - Umbau und Umbauung Kulturpalast nach dem Entwurf der Sachsenbau vom 25.03.2003 | Variante
2 - Sanierung und Erhaltung des vorhandenen Kulturpalastes | Variante
3 - Umbau des vorhandenen Kulturpalastes zum Konzerthaus Dresden |
---|---|---|
Errichtung
einer Einkaufs- und Büropassage mit integrierten Hotels und Gastronomieeinrichtungen Umbauung des vorhandenen Kulturpalastes auf Nord-, Süd- und Westseite mit erheblichem Rückbau des Kulturpalastes teilweise Entkernung des Kulturpalastes und Neubau des Konzertsaales |
Erhaltung
des bestehenden Kulturpalastes Fortführung der schrittweisen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen Durch Einbauten im Bühnen- und Saalbereich u.a. Maßnahmen werden die akustischen Unzulänglichkeiten des bestehenden Mehrzwecksaales punktuell verbessert. |
Erhaltung
des bestehenden Kulturpalastes in seiner Kubatur Umbau des Mehrzwecksaales zu einem akustisch hochwertigen Konzertsaal Anpassung und Sanierung aller Funktionsbereiche |
Konsequenzen Stadtbild und Kulturszene lange prägendes Gebäude verschwindet Einschränkungen im Bereich der Unterhaltungsmusik Flächenveräußerung über die ausgeschriebenen Flächen hinaus |
Konsequenzen Erhalt des Bauwerks aber langfristig Philharmonie-Neubau notwendig Aufhebung der Ausschreibung nur Flächen nördlich des Kulturpalastes (zum Neumarkt hin) werden weiter vermarktet und veräußert |
Konsequenzen Erhalt des Bauwerks aber Einschränkungen im Bereich der Unterhaltungsmusik Aufhebung der Ausschreibung nur Flächen nördlich des Kulturpalastes (zum Neumarkt hin) werden weiter vermarktet und veräußert |
Datum | Thema | Stadtratsbeschluss - Auszug |
---|---|---|
21.04.1994 | Untersuchung
zur Nutzung des Dresdner Kulturpalastes als Konzerthalle vom Planungsbüro
Kulturbauten GmbH einschl. bau- und raumakustischer Bewertung durch das
schalltechnische Beratungsbüro Müller-BBM |
Dresden
braucht einen Konzertsaal für die Philharmonie für 1.800-2.000 Besucher,
einen Kammermusiksaal für 800 Besucher und eine Stadthalle bzw. ein Kongresszentrum.
Die drei Gebäude sind nicht austauschbar in ihren Funktionen. Ein hochwertiger Saal für die Philharmonie wäre auch für die Staatskapelle interessant. Eine gemeinsame Projektentwicklung zwischen Landeshauptstadt und Freistaat ist anzustreben. Eine Projektgruppe 'Philharmonie' soll alternative und Interimslösungen prüfen. Das Konzept zum Bau eines Kongress- und Ausstellungszentrums einschl. Stadthallenfunktion ist bis 30.09.1994 vorzulegen. |
seit 01/95 | Projektgruppe
'Philharmonie' |
Die
Projektgruppe 'Philharmonie' setzt sich aus Vertretern der Dezernate Kultur
und Jugend, Stadtentwicklung und Bau, der Projektgruppe Stadtentwicklung,
dem Intendanten und dem Orchestervorstand der Philharmonie, dem Geschäftsführer
der Konzert- und Kongressges. mbH, dem Beratungsbüro für Akustik und der
Arbeitsgemeinschaft Konzerthalle Dresden als Planungsbüro zusammen. Sie
begleitet alle Vorstudien und Planungsarbeiten sowie Überlegungen zu zukünftigen
Finanzierungs- und Betreibermodellen. |
20.12.1996 | Aufstellungsbeschluss
zum Bebauungsplan Philharmonie Nr. 157, Dresden-Altstadt I Nr. 21 |
Fassung des Aufstellungsbeschlusses für den Bebauungsplan Kulturpalast und Jüdenhof |
17./18.12.1998 | Umbau
des Kulturpalastes zur Konzerthalle der Dresdner Philharmonie - 1. Bauabschnitt |
Der
Stadtrat nimmt die mit Stand 30.03.1998 eingereichten Pläne zur Kenntnis. Es wird beschlossen, die Planung 1999 fortführen zu lassen (Vorplanung, Restleistungen, Entwurfsplanung, Genehmigungsplanung) und die entsprechenden Haushaltsmittel bereit zu stellen. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, bis spätestens zum IV. Quartal einen Beschlussvorschlag zur Finanzierung von Bauinvestition und Betreibung zu entwickeln. |
16.12.1999 | Umbauung
des Kulturpalastes |
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, eine internationale Ausschreibung für die Umbauung des Kulturpalastes, die 'Philharmonie-Passagen', vorzubereiten. |
13.07.2000 | Internationale
Investorenausschreibung für die Flächen um den Kulturpalast |
Die
Grundstücke südlich und westlich (Paket 1) sowie nördlich (Paket 2+3) werden
zum Verkauf ausgeschrieben. Die Auswahl des Bieters erfolgt unter Berücksichtigung der besten Nutzungs- und Baukonzeption und eines Mindestangebotes. Der Bieter ist zu verpflichten, einen Architektenwettbewerb durchzuführen. Der Erlös aus dem Grundstücksverkauf ist für den Umbau des Konzertsaales vorzuhalten. Der Entwurf der Gestaltungssatzung Neumarkt ist für die Sporergasse ist als verbindliche Vorgabe zu befolgen. |
09/2000 | Ausschreibung |
Die
Grundstückspakete 1, 2 und 3 wurden zum Verkauf ausgeschrieben. Es wurden zwei Angebote eingereicht. Die Sachsenbau und Projektierungsges. mbH Chemnitz wurde favorisiert, da diese alle drei Grundstückspakete bebauen will. Der zweite Bieter interessierte sich nur für die Pakete 2 und 3. Der Grundstücksverkauf kann erst erfolgen, wenn ein vollziehbarer Investitionsvorrangbescheid vorliegt. |
17.06.2003 | Variantenvergleich
zum Umbau/ zur Umbauung des Kulturpalastes |
Der
Stadtrat nimmt den Variantenvergleich zum Umbau/ zur Umbauung des Kulturpalastes
zur Kenntnis. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Verhandlungen mit der Sachsenbau Chemnitz zum Verkauf der Umbauung aufzunehmen. Eine Entscheidung zur Finanzierung ist im Rahmen des Finanzplanes 2004 zu treffen. Für den Fall, dass Variante 1 nicht finanzierbar ist, entscheidet sich der Stadtrat für die Variante 2 im Rahmen der Durchführung als Stufenkonzept einschl. der Flächensicherung eines geeigneten Standortes für einen Konzertsaalneubau. |
nach 1945 | erste
Nachkriegsjahre waren geprägt von den notwendigen Reparatur- und ersten
Wiederaufbaumaßnahmen |
1950 |
Anlehnung
der Vorstellungen von Architektur und Städtebau an die stalinistischen Architekturdoktrin
der Sowjetunion unter dem Motto: „National, schön und großzügig“. |
1952 | Neugliederung
des Territoriums der DDR. Sachsen zerfällt in drei Bezirke: Dresden wird
Bezirkshauptstadt. |
Juli 1952 | Auf
der II. Parteikonferenz der SED wird durch Walter Ulbricht der Beschluss
des Politbüros verkündet mit dem Aufbau der Stadtzentren zu beginnen. Die
Reaktivierung des Baugeschehens sollte den Aufbau der Grundlagen des Sozialismus
auch baulich manifestieren. In Dresden betrifft das den "Aufbau des
Marktplatzes" (Durth, 1998). Es entspricht dem Willen Walter Ulbrichts,
dass die neue sozialistische "Ordnung" eine Dominanz im Bild der
Stadt schaffen muss. |
September
1952 |
Ausschreibung
eines Wettbewerbes zur Gestaltung des Zentrums, des Zentralen Platzes, der
Ost- West- Magistrale vom Pirnaischen Platz zum Postplatz mit der Vorgabe,
den Altmarkt auf eine Größe von 20 000 qm zu erweitern und an seiner Nordseite
eine Tribüne für die Demonstrationen anzuordnen. An den Schmalseiten war
ein Haus der SED (Südseite) und eines des Rates des Bezirkes (Nordseite)
vorgesehen. Ein neues "Haus der Kulturen" soll in Form eines Hochhauses
einer neue städtebauliche Dominante die neue Gesellschaftsordnung des Sozialismus
auch baulich manifestieren. |
1953 |
Die
Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse ruft eine massive Kritik der Dresdner
Bürgern an an den Planungen des stalinistischen Hochhauses im Stadtzentrum
und der Vergrößerung des Altmarktes hervor. Grundsteinlegung zum Aufbau des "sozialistischen Stadtzentrums" in Dresden an der Westseite des Altmarktes. Ausschreibung eines Wettbewerbes für die weitere städtebauliche und architektonische Gestaltung des Zentralen Platzes (Altmarkt). |
1954 | Wende
in der Stadtbaupolitik der DDR: Abwendung von stalinistischen Architekturdoktrin
Hinwendung zur Industrialisierung des Bauwesens. |
Herbst
1958 |
Beschluss
der "Aufbaukonzeption des Stadtzentrums von Dresden bis 1965".
Darin wird an der seit August 1953 gültigen Konzeption eines Stadtzentrums
mit zentralem Platz und Kulturhochhaus, das sich nach und nach über die
Vorstellung eines schlanken Turmhauses zu einem freigestellten Turm wandelt,
festgehalten. |
März
1959 |
Fertigstellung
der Aufgabenstellung für das geplante "Haus der sozialistischen Kultur",
das bis 1965 errichtet werden sollte. Das neue Kulturhaus soll einen Beitrag
zur "Entwicklung der gesellschaftlichen Beziehungen, die Hebung des
kommunistischen, ideologischen und kulturellen Niveaus und der Aktivität
der Menschen" darstellen. Entsprechend anspruchsvoll waren die städtebaulichen,
funktionellen und gestalterischen Anforderungen, die an diesen "Tempel"
der sozialistischen Lebensweise gestellt wurden. Das Gebäude sollte durch
seine Höhenentwicklung das "gegebene räumliche Ensemble" des Stadtzentrums
zu einer Einheit zusammenfassen und an der Magistrale (heutige Wilsdruffer
Strasse) eine Tribüne besitzen (Lerm, 2000, S. 193). Forderung Walter Ulbrichts für den Kulturpalast Dresden, "daß die moderne Technik beim Bau dieses Kulturhauses unbedingt Berücksichtigung finden muß, die Verwendung von Stahlbeton bzw. Spannbeton, von großen Glasflächen, Aluminium, neuen chemischen Baustoffen..."(Lerm, 2000, S. 193)" |
1.Dezember
1959 |
Ausschreibung
des Wettbewerbs zum "Haus der Sozialistischen Kultur", Teilnahme
von 29 Planungskollektiven. In den Vorstellungen der Ausschreiber wird aus
dem die Silhouette der Stadt dominierenden Hochhaus ein schlankes Turmhaus.
Der später umgesetzte Entwurf der Gruppe um Leopold Wiel, damals Professor
am Lehrstuhl für Werklehre und Entwerfen an der TH Dresden, wurde für seine
"ideologische Schwäche" aufgrund einer fehlenden Höhendominante
kritisiert und mit einem Ankauf bedacht. |
1960 |
Beauftragung
von drei Entwurfsgruppen mit einer vertiefenden Bearbeitung. Nach deren
Beurteilung durch die Funktionäre der SED- Stadt- und Bezirksleitung wird
der Weimarer Gruppe um Professor Engelberger, eine der beauftragten Entwurfsgruppen,
mit dem VEB Hochbauprojektierung Dresden die Vorplanung zugewiesen. |
Herbst
1961 |
Reise
einer Delegation der SED- Stadtleitung in die Sowjetunion. Vorstellung der
Wettbewerbsbeiträge vor Fachleuten der Moskauer Architekturfakultät und
Funktionären. Debei wird der turmlose Entwurf der Gruppe um Wiel als Negativbeispiel
vorgeführt. "Nachdem in Moskau im Hinblick auf die 'schönen und berühmten
Türme der Stadt Dresden' jedoch gerade diese Lösung als 'einzige' hingestellt
worden war, klingelte der 1. Sekretär der SED- Stadtleitung, Kurt John,
bei Wiel: 'ich komme, um Abitte zu leisten.'" (Lerm, 2000, S. 216) Konzeption einer städtebaulichen Höhendominante wird also unter ökonomsichen Zwängen, anhaltendem Protest und neuen politischen Vorgaben fallengelassen. Beauftragung Leopold Wiels mit der Erstellung eines überarbeiteten Entwurfs auf Basis des Wettbewerbbeitrags mit geringerer Kubatur und neuem Raumprogramm. |
1966 |
Baubeginn
des weiterentwickelten Ideenvorschlags. Ausführungsplanung:Kollektiv um
Wolfgang Hänsch und Herbert Löschau. Das geplante dritte Geschoss und die
Tribüne fallen auf Grund finanzieller Schwierigkeiten weg. Das neue "geistig- kulturelle Zentrum der Stadt und des Bezirkes Dresden" entsteht letztendlich ein flacher Baukörper mit einer Grundfläche von 102,80 m auf 71,80 m und einer Höhe von 19,35 m. Er bildet den städtebaulichen Abschluss des Altmarktes nach Norden. Das Gebäude ist in Stahlbetonskelettbauweise erbaut. Die Fassade des Sockelgeschoss ist mit rotem Granit verkleidet, die der Obergeschosse aus Aluminium- Glas- Elementen zusammengesetzt. Im Innenbereich ist zentral ein Mehrzwecksaal mit 2740 Plätzen angeordnet, dem eine mehrgeschossiges Foyer vorgeschaltet ist, an den Seiten sind ein Studiotheater mit 192 Plätzen, ein Restaurant und diverse Klubräume untergebracht. Architektonische Charakteristika sind die lichte, transparente Öffnung des Foyers zum Altmarkt und das weithin sichtbare, mit Kupferblech gedeckte Dach über dem Festsaal. (May, 1979, S. 21) |
Die
Hausseite
Konzert- und Kongressgesellschaft
Dresden mbH
Umbaupläne
Sachsenbau
Chemnitz, Architekt Kollhoff (bitte mindestens MSInternetExplorer 6.0 verwenden)
Architekt
Wolfgang Hänsch schlägt preiswertere Umbau-Alternative vor
Positionen zu den Umbauplänen
Gesellschaft
Historischer Neumarkt Dresden e.V.
SPD
Dresden-Elbe-Röder
Sachsenbau Chemnitz
Positionen zur Zukunft modernistischer Architektur
Rundkino
Modern Islands (Prager
Straße)
Palast der
Republik in Berlin
Dresdner
Bauwerke des 20. und 21. Jahrhunderts
http://www.das-neue-dresden.de